Wie sieht die Zukunft der Solarförderung aus?

Wie sieht die Zukunft der Solarförderung aus?
Linea Futura

Für den Strom aus neuen Solaranlagen wird es bald deutlich weniger Geld geben. Schon zum 1. Juli wird die Vergütung um bis zu 15 % gekappt. Hintergrund ist der rasante Zubau von Photovoltaik-Anlagen. Eigentlich ist es paradox: Immer mehr Leute setzen auf umweltfreundliche Photovoltaik und jetzt werden sie scheinbar dafür bestraft. Für sie gibt es schlichtweg weniger Fördermittel. LINEA-FUTURA-Redakteur Raimund Bacher hat sich genau mit dieser Frage an Martin Sambale, den Geschäftsführer des „Energie- und Umweltzentrums Allgäu“, gewandt.

Es ist nicht paradox, sondern vielmehr eine Erfolgsgeschichte! Wie ist das zu erklären?
Lassen sie uns zurückblicken. Vor 20 Jahren habe ich meine Diplomarbeit über Photovoltaik gemacht. Zu diesem Zeitpunkt hatte niemand im Traum daran gedacht, dass die Photovoltaik jemals auch nur annähernd einen nennenswerten Beitrag zur Stromversorgung leisten könnte. Jetzt aber hat das Erneuerbare-Energien-Gesetz eine Erfolgsgeschichte nach sich gezogen. 2 % unseres Stroms beziehen wir inzwischen aus der Photovoltaik. Der Anteil erneuerbarer Energien beträgt 16 % des gesamten Stromaufkommens in Deutschland. Dieser lag vor 10 Jahren noch bei 5 %. Und das ist eine Erfolgsgeschichte, die wie folgt funktioniert: Die Einspeisevergütung wurde und wird für 20 Jahre garantiert. Das heißt, wer jetzt investiert, der hat für 20 Jahre die Garantie, dass er sein Geld auch bekommt.

Das steht alles außen vor – aber wie sieht’s mit dem Anreiz aus, wenn jetzt die Vergütungssätze rapide fallen?
Durch den großen Anreiz, der in den vergangenen Jahren geschaffen wurde, sind sehr viele Anlagen gebaut worden. Genau das war notwendig. Durch die starken Wachstumsraten im Bereich der Photovoltaik konnten die Preise entsprechend stark gesenkt werden – und deshalb ist es nicht nur legitim, sondern auch notwendig, die Vergütung zu senken. Wir befinden uns trotzdem im Bereich der Wirtschaftlichkeit. Hinzukommt: In wenigen Jahren wird es soweit sein, dass die Kosten für Solarstrom dem konventionellen Netzstrom, den wir alle kennen, gleichgestellt werden. Von daher kann ich mich nur wiederholen, wenn ich von einer Erfolgsgeschichte spreche. Die anspruchsvolle Aufgabe besteht jetzt darin, dass die Kosten nicht zu hoch werden und gleichzeitig das Wachstum nicht abgewürgt wird.

Die Förderung ist ja bereits stark verringert worden. 2009 lag sie noch bei 43Cent/KWh – seit 1. Januar beträgt sie knapp 29 Cent/KWh. Bis zum Jahresende könnte der Betrag gar auf 22Cent/KWh sinken. Nun sieht es ja sogar danach aus, dass die Solarwirtschaft die Absenkungspläne der Regierung für gut heißt. Warum das denn?
Für die Produzentenseite hat oberste Priorität, dass auch weiterhin die Möglichkeit besteht, mehr Solarstrom einzuspeisen. Konkret heißt das, dass es nicht plötzlich heißt, es dürfen nur noch zwei Gigawatt an Photovoltaik-Anlagen in Betrieb genommen werden. Das wäre ein fixer Deckel. Sollte die Quote erfüllt sein, hieße das, es könnte keine neue Anlage mehr ans Netz gebracht werden.

Das heißt, hier sind wir in Deutschland anders aufgestellt als etwa in Spanien. Dort ist ja genau diese Deckelung eingeführt worden. Mit der Folge, dass der Solarmarkt eingebrochen ist.
Genau, und deshalb ist es so wichtig, dass die Wirtschaft in unserem Fall eben auch etwas Entgegenkommen zeigt. Es muss weiterhin alles dafür getan werden, die Belastungen für die Verbraucher im erträglichen Rahmen zu halten. Es muss ersichtlich bleiben, dass die Kunden nicht für die Profitgier der Hersteller zur Kasse gebeten werden, sondern für eine notwendige Weiterentwicklung des Solarstroms.

Es ist ja so, dass wir an der Förderung des ÖKO-Stroms alle beteiligt sind. Und zwar dadurch, dass wir höhere Stromkosten zahlen, als wir eigentlich zahlen müssten. Anders herum gefragt: Wie weit könnte der Fördersatz noch sinken?
Also der Fördersatz wird Jahr für Jahr weiter abgesenkt werden – und zwar so lange, bis wir bei den Kosten auf dem Level sind, das wir vom normalen Strom aus dem Netz kennen. Sicherlich wird es auch künftig eine Vergütungszusage geben müssen, aber mit der erhöhten Vergütungsgarantie wird es dann vorbei sein. Das alles hängt aber auch davon ab, in welchem Maße die Solarstromerzeugung weiter ausgebaut wird.

Für viele war es ein Anreiz, sich eine Solaranlage auf’s Dach zu schrauben. – Mit Blick in die Zukunft: Rentiert sich das für mich noch?
Ende 2010 waren je nach Standort, Renditen für das eingesetzte Kapital von 4 % bis 6 % zu erzielen. Natürlich sind jetzt 2011 die Zuschüsse erneut heruntergefahren worden. Letztlich sind aber auch die Anlagen günstiger geworden. Von daher dürfte die “Gewinnmarche” in etwa gleich geblieben sein.

Die Solarförderung kostet in etwa 40 % der gesamten Öko-Förderung. Liefert aber nur 9 % der Öko-Energie. Wirtschaftlich gesehen, was sollte der Staat denn anstatt der Solarenergie gezielter fördern?
Wir brauchen den großen Mix. Wir konnten in den vergangenen 10 Jahren eine Erfolgsgeschichte im gesamten Bereich der Erneuerbaren Energien verzeichnen. Solarstrom ist aufgrund der Tatsache, dass sich fast jeder die Panels auf’s Dach machen kann sicherlich am stärksten präsent. Hinzukommen aber auch: Windenergie und Biogas! All das sind ebenfalls Erfolgsgeschichten. Wichtig ist der Mix. Im Oberallgäu wurde zum Beispiel eine Studie erstellt. Dabei ging es darum, herauszufinden, welche Art der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien die größten Zukunftspotentiale hat. Herausgekommen ist, es gibt zwei Möglichkeiten: zum einen die Photovoltaik, zum anderen die Windenergie. Die Wachstumsraten im Bereich der Wasserkraft und auch beim Biogas sind definitiv nicht so hoch. Deswegen bleibt die Photovoltaik für die Zukunft ungemein wichtig. Darüberhinaus gibt es eine Studie von Roland Berger, wonach die Solarförderung – trotz der erhöhten Vergütung – volkswirtschaftlich ein Plus von 70 bis 75 Milliarden Euro ausgemacht hat. Dazu zählen allein die Arbeitsplätze. So gibt es im Bereich der Öko-Energien in Deutschland etwa 340.000 Arbeitsplätze.

Bleiben wir bei den Arbeitsplätzen. Die Solarindustrie beschäftigt rund 130.000 Menschen. Die Förderung sagen Sie, war die Grundlage dafür, dass der Markt angesprungen ist. Bleibt die Frage: Deutschland ist ja der wichtigste Abnehmer der Solarindustrie. Hierzulande sind im vergangenen Jahr 7 der weltweit insgesamt 17 Gigawatt-Anlagen gebaut worden. Wenn die Vergütungen zurückgehen, sind dann nicht auch massiv Arbeitsplätze in Gefahr?
Das bleibt sicherlich ein heißes Diskussions-Thema. Wir haben bereits jetzt die Situation, dass die Deutsche Wirtschaft stark mit der Konkurrenz aus Fernost zu kämpfen hat. Diese produziert zum Teil erheblich billiger. Das heißt, vor allem hier muss in Deutschland hinsichtlich der Wirtschafts-Standort-Entwicklung viel gemacht werden. Eine Gefahr für die Arbeitsplätze besteht – selbstverständlich.

Mehr Informationen dazu auch unter:
http://www.eza-allgaeu.de

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Posted by LINEA FUTURA

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